Archiv der Kategorie: Konstanz

Die Neue Rechte – Rassistische und nationalistische Ideologien in neuem Gewand

Viele sind derzeit ja regelrecht fasziniert von Denen, die sich selber als „Neue Rechte“ beschreiben oder von Dritten so bezeichnet werden. Sei es von der „Identitären Bewegung“ („Jung, hip, rechtsextrem“, Hannoversche Allgemeine), von Martin Sellner („Martin Sellner hört Hip Hop und hasst den Islam“, zeit.de), Götz Kubitschek („Der dunkle Ritter Götz“, Der Spiegel), Caroline Sommerfeld („A Very German Love Story: When Old Left and Far Right Share a Bedroom“, The New York Times) oder von der „Konservativen Revolution“ (Alexander Dobrindt) sowie der vorgeblichen Intellektualität am rechten Rand („Die schreiben Artikel auf einem Niveau, bei dem man erst mal ins Schleudern kommt“; Buchhandlung Lehmkuhl).

Doch ist das mit dem Faschismus echt so kompliziert?
Insbesondere für Einsteiger_innen erläutert Robert Andreasch
kompakt die lange Geschichte der „Neuen Rechten“ und ihre
Akteur_innen und gibt einen Einblick in ihre rassistischen und nationalistischen Ideologien, ihre Mythen, Begriffe und Strategien.

Robert Andreasch ist Mitarbeiter der Antifaschistischen Informations-, Dokumentations- und Archivstelle München e. V. (a.i.d.a.) und arbeitet als Autor, Journalist und Sachverständiger zur radikalen Rechten in Süddeutschland.

Am 21.05.2019 haben wir ihn auf 19 Uhr ins Café Mondial Konstanz e.V. eingeladen – bei freiem Eintritt.

Wir freuen uns auf euch!

Deutschland positiv besetzen – Es gibt nichts zu feiern, außer den 8. Mai!

Am 8. Mai jährt sich zum 74. Mal der Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus und die Besetzung Deutschlands. An diesem Tag siegten die Alliierten über die deutsche Barbarei, dem nazistischen Tötungsapparat wurde damit ein Ende gesetzt. Während sich dieser Tag auch im deutschen Kollektivgedächtnis als “Tag der Befreiung” eingebrannt hat, um sich nun als “geläutertes Volk” zur Schau stellen zu können, vergessen sie dabei einen wichtigen Punkt: Befreit wurden die Menschen aus den Konzentrations- und Vernichtungslagern; Menschen, welchen unter dem deutschen Faschismus unsägliches Leid angetan wurde. Deutschland wurde besetzt. Für uns ist das ein Grund zum Feiern!

Schließt euch uns an, musikalisch wird euch über Hiphop, Electro und Techno sonst noch alles mögliche geboten. Getreu nach dem Motto „Raven gegen Deutschland“!

Eintritt frei / Spenden gerne gesehen!

Mensur ist Menstruationsneid! – Antisemitismus und Männlichkeit bei Burschenschaften


Nach der erfolgreichen Demo in Stockach (Bericht und Bilder folgen!) geht es bei uns gleich am 19.04. weiter, dieses Mal allerdings mit theoretischem Input. Wir freuen uns darüber, mit Veronika Kracher wieder eine Referentin da zu haben, die schon letztes Jahr einen hervorragenden Vortrag bei uns gehalten hat. Dieses mal geht es um Burschenschaften und was deutsche Männlichkeit denn eigentlich mit Antisemitismus – und wo denn der Reiz dahin liegt sich anzuziehen als wäre man im 19. Jhd. hängen geblieben während man sich bei der Mensur das Gesicht verstümmelt.

Die Journalistin Veronika Kracher (konkret, taz, jungle world) analysiert in ihrem Vortrag „Die Burschenschaft: Sexualisierter Antisemitismus und deutsche Männlichkeit“ die historische Entstehung von Burschenschaften, setzt sich auf sozialpsychologische Art und Weise mit dem Männerbund und der ihm inhärenten Ablehnung des weiblichen Auseinander und erläutert, wieso das Bild einer spezifisch deutschen Männlichkeit als solches von Grund auf antisemitisch konnotiert ist.

Historisch gesehen spielen in der Ideologie der Studentenverbindung, die ihre einst demokratischen und freiheitlichen Wurzeln bereits zum Wartburgfest 1817 den gleichen Flammen übergaben, denen man damals schon die Werke jüdischer Schriftsteller*innen übergab, eine maßgebliche Rolle bei der Entwicklung des modernen deutschen Nationalstaates, als auch damit einhergehend der ihm innewohnenden antisemitischen Ideologie, als auch einer spezifisch deutschen Vorstellung von Geschlechtlichkeit.

Bei dieser wird der stramme, deutsche und naturwüchsige Mann, wie er durch den archetypischen Burschen vertreten wird, dem effeminierten, impotenten Juden, dem Vertreter der pervertierten Moderne entgegen gesetzt, und steht somit stellvertretend für den nationalsozialistischen Kampf des deutschen Reiches gegen das internationale, kosmopolitische Jüdische.

Zudem kann das homoerotische Begehren, welches dem Männerbund innewohnt, sich aufgrund internalisiertem Hass gegen alles als weiblich, zärtlich und somit schwach verstandene nur sadistisch artikulieren: gegen die Untergebenen in der Verbindung einerseits, gegen die pathische Projektion des effeminierten Juden andererseits. In beiden Fällen wird man durch die massenpsychologische Erfahrung des Kollektivs in seinem Denken und Tun bestätigt.

Also, schaut bei diesem spannenden und informativen Vortrag vorbei, wir freuen uns!

Hinweis bezüglich des Einlasses: Bei der Veranstaltung werden wir dahingehend Gebrauch des Hausrechtes machen, dass Personen die rechten Organisationen, explizit Burschenschaften und Studentenverbindungen, angehören sowie Personen die bei der Veranstaltung (als auch im Vorfeld) durch nationalistische, sexistische, rassistische, antisemitische und/oder homo-/transphobe Aussagen auffallen, der Eintritt nicht gestattet wird bzw. sie der Veranstaltung verwiesen werden um den Besucher*innen einen angenehmen Abend und störungsfrien Ablauf des Vortrages zu ermöglichen.

„Macht fair teilen“ – Internationaler Frauentag 2019

Unter diesem Slogan werden in Konstanz zum diesjährigen „Internationalen Frauentag“ mehrere Veranstaltungen von knapp 30 VeranstalterInnen in Konstanz beworben. Dieses Jahr soll der 8.3 vor allem genutzt werden um das bereits Geschaffte – insbesondere das vor 100 Jahren hart erkämpfte Frauenwahlrecht – hervorzuheben. Den historischen Kampf von Frauen* um gleiche Rechte zu würdigen ist an und für sich eine gute Sache. Noch besser ist es jedoch sich mit den auch heute noch existierenden Missständen auseinander zu setzen und diese zu bekämpfen – ganz im ursprünglichen Sinne des Frauenkampftages. Zur aktuellen Bedeutsamkeit des diesjährigen Mottos heißt es auf der Website der Stadt Konstanz schlicht: „Dass Chancengleichheit und Gleichstellung auch heute Themen sind und weiteren Einsatz verlangen, machen viele der Veranstaltungen deutlich.“ 1
Ungleiche gesellschaftliche Machtverhältnisse zwischen Männern* und Frauen* sind in der Tat auch heute noch ein wichtiges Thema. Insofern erscheint es zunächst erfreulich, dass auch hier in Konstanz ein Bewusstsein dafür geschaffen werden soll. Aber wie setzt man sich wirklich damit in den von der Stadt beworbenen Veranstaltungen auseinander?
Von den 20 Veranstaltungen handeln nicht einmal ein Drittel explizit von gesellschaftlicher und politischer Teilhabe von Frauen*. Zwischen den Einladungen zu Frühstücks- und Brunchveranstaltungen, Entspannungsnachmittag und Tanzabend gehen sie weitestgehend unter. Neben solchen Veranstaltungen werden in der Innenstadt auch Rosen an Mädchen und Frauen verteilt – um sie für „die Rolle der Frau in der Gesellschaft“ zu „sensibilisieren“.


Die Rolle der Frau in der Gesellschaft

Was ist die Rolle der Frau in der Gesellschaft und wie kommt sie zustande? Diese
Frage lässt sich nicht beantworten, ohne über die Rolle der Männer in der Gesellschaft zu sprechen. Im Allgemeinen immer noch als „stärkeres Geschlecht“ bezeichnet, werden Durchsetzungsvermögen, Mut, Zielstrebigkeit, Konkurrenzkampf, Dominanz und der Kampf um Führungspositionen („Alphamännchen“) Männern zugesprochen. Als „schwächeres und schöneres Geschlecht“ sollen Frauen* hingegen
einfühlsam, emotional, hilfsbereit und fürsorglich sein. Diese gesamtgesellschaftlichen Vorstellungen halten sich hartnäckig und wirken sich auf Erziehung, Selbst- und Fremdwahrnehmung aus. Unhinterfragt und als „naturgegeben“ werden sie immer wieder von der Gesellschaft abgebildet. Frauen* können zwar erfolgreich/professionell/schlau/witzig „für eine Frau“ sein, grundsätzlich werden ihnen jedoch diese als männlich angesehenen Attribute abgesprochen.

Das Patriarchat
Aus den zuvor genannten verschiedenen Sozialisationen und sexistischen Rollenbildern ergibt sich letztlich die untergeordnete Position der Frauen* in der Gesellschaft und im Umkehrschluss die männliche Vorherrschaft zulasten der Frauen* – das Patriarchat. Es zeigt sich strukturell in der ungleichen Bezahlung, dem niedrigen Frauen*anteil in Führungspositionen, der Unterrepräsentation von Frauen* in politischen Ämtern, des erst 100 Jahre alten Frauenwahlrechts in Deutschland und der Aneignung des weiblichen Körpers durch Abtreibungspolitik. Um diesen Problemen tatsächlich entgegenzutreten, müssen Männer als Nutznießer des Patriarchats benannt und kritisiert werden. Ungleiche Machtverhältnisse entstehen nicht aus dem Nichts, sondern sind das Produkt einer strukturell frauenunterdrückenden Gesellschaft. Diese findet sich nicht etwa erst hinter den Grenzen der bürgerlich-demokratischen Wohlstandgesellschaften, sondern prägt unser Leben auch in Konstanz Tag für Tag.

Aktionen zum Frauenkampftag
Ohne organisierte Aktionen eines feministischen Widerstandes gegen Sexismus und Patriarchat, ohne Frauen*, die für ihre Rechte einstehen und kämpfen, ohne politische Forderungen bleiben Veranstaltungen wie die in Konstanz rein symbolische Akte ohne Folgen. Zum Frauen*kampftag zelebrieren wir einen Feminismus, der das Problem der ungleichen Machtverteilung an den Wurzeln packt, mit traditionellen Rollenbildern vollständig bricht, die Täter klar benennt und anklagt und der eine befreite Gesellschaft ohne einengende Geschlechtsidentitäten und Patriarchat fordert.
Das Problem heißt Patriarchat, weltweit! Für einen transnationalen, radikalen Feminismus! … denn leider werden Rosen, gemeinsames Frühstücken und Naseputzen rein gar nichts an der vorherrschenden Unterdrückung von Frauen* ändern.

Zitate
1 https://www.konstanz.de/,Lde/start/leben+in+konstanz/oeffentlichkeitsarbeit+_+angebote.html

Allg. Anm.:
Das Gendersternchen*: Inklusion von Menschen jenseits des binären Geschlechtersystems, welches nur Frauen und Männer vorsieht, da diese Menschen ebenfalls von patriarchaler Unterdrückung betroffen sind, auch wenn diese sich nicht als Frauen verstehen. Transfrauen sind Frauen und kämpfen anseite von Non-binaries und anderen Queers gegen die symbiotisch funktionierenden Systeme Kapitalismus und Patriarchat. Außerdem dient das Gendersternchen als eine Verdeutlichung von Geschlecht als soziales Konstrukt.

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It’s not just boys fun – über das Geschlechterverhältnis in der radikalen Linken mit Veronika Kracher

Geschlechterverhältnisse in der radikalen Linken Vortrag
Antifaschistische Gruppen und Organisationen betrachten sich selbst häufig als Pioniere zu einer Gesellschaft, die den Kapitalismus überwunden hat. Wenn es jedoch um eine Kritik an den Geschlechterverhältnissen geht oder darum, die eigene patriarchale Sozialisation zu überwinden, scheinen zahlreiche Genossen überfordert. Sexismus, die Reproduktion von traditionell männlichen Verhaltensweisen, das Nutznießen der eigenen Position und sogar sexuelle Übergriffe finden leider auch innerhalb sich emanzipatorisch begreifender Strukturen statt, und selbst Frauen* lehnen als feminin codiertes Auftreten ab. Ob der antifaschistische Kampf und ein aggressiv-männlicher, „mackerhafter“ Habitus miteinander einher gehen müssen, analysiert die Journalistin Veronika Kracher am 03.04. um 19:00 Uhr im Café Mondial.

Facebook Veranstaltung

Solidarität mit Solidarischen & Raven für Roma

Raven für Roma Flyer

Am 5. Oktober 2017 fand eine Räumung von Sinti und Roma in Reute (Radolfzell) statt, die auf dem Grundstück eines Landwirts (Thomas Bohner) ihre Wohnwägen platzierten.
Das Ordnungsamt rückte mit 20 Polizeibeamt*innen an, die sogar Hunde mitführten und das Abschleppen der Fahrzeuge einleiteten.
Nachdem die Menschen vertrieben waren, fand die Dreistigkeit der Behörden aber noch kein Ende: Repressionen sollten folgen. Der Landwirt wurde nicht nur zu Strafzahlungen verpflichtet, sondern soll auch die Zaunmiete und Kosten des Polizeieinsatzes auf sich nehmen. Trotz Verhandlungen mit der Stadt und dem Verkauf von Grundstücken, kann er diese immer noch nicht decken.
Wir solidarisieren uns mit dem Verhalten von Thomas Bohner: Sinti und Roma einen Raum zu bieten und ein klares Zeichen gegen Antiziganismus zu setzen, ist kein Verbrechen!
Helfen auch Sie mit, ihm nun beizustehen und seine Existenz zu retten, indem wir die Strafgelder gemeinsam auf uns nehmen.

Spendenkonto:
Lother Buhmüller
Sparkasse Hegau-Bodensee
DE 6925 0035 0004 1249 96
Spende Thomas Bohner Reutehof

Weitere Infos: https://www.suedkurier.de/region/kreis-konstanz/radolfzell/Zwangsraeumung-auf-illegalem-Stellplatz-in-Reute;art372455,9440808

Im Zuge dessen veranstalten wir diesen Freitag 16.3. im Contrast eine Soli-Party, die gesammelten Spendengelder werden ebenfalls genutzt, um die Repression der Behörden gegenüber dem solidarischen Bauern zu stämmen.

Flyeraktionen gegen den III. Weg

III. Weg Demonstration in Plauen

In den letzten Wochen ist der III. Weg wieder in Konstanz, besonders in Allmansdorf auffällig geworden. Hierzu zählen vor allem das Verteilen von Flugblättern.
Als Reaktion darauf hat das OAT Konstanz selbst einige Flugblattaktionen veranstaltet, um über die Hintergründe des neofaschistischen III. Wegs aufzuklären und diesem die Möglichkeit zu nehmen sich unkommentiert in der Öffentlichkeit darzustellen.

Unser Flugblatt findet sich hier: Flugblatt Dritter Weg Allmansdorf Februar 2018

Eine Broschüre von anderen antifaschistischen Gruppen möchten wir hier auch nochmal bewerben:
Neuer Wind Von Rechts – Broschüre über den III. Weg

(links-)Politisches Speed-Dating

Der aktuelle Wahlkampf hat gezeigt: Rassismus ist immer noch salonfähig in Deutschland. An den Grenzen Europas sterben immer noch Menschen und auch hier im Land formiert sich der rechte Mob.
Ihr würdet gerne etwas dagegen unternehmen, aber ihr wisst nicht wo? Kommt zum Politischen Speed-Dating am 26.10. um 19 Uhr ins Contrast eV.!
Hier werden sich einige Konstanzer Gruppen vorstellen, welche durch ehrenamtliches Engagement versuchen, gegen Rassismus und andere Diskriminierungsformen wie Sexismus, Antisemitismus oder Homophobie anzukämpfen und den davon betroffenen Menschen zu helfen. Dabei wird euch die Möglichkeit gegeben Fragen zu stellen und mit zu diskutieren. Im Anschluss besteht die Möglichkeit sich bei Runde und Getränken mit anderen Interessierten auszutauschen und sich kennen zu lernen.
Wir freuen uns auf Euch!

Facebook-Veranstaltung